Die Dienstagsvorlesungen: Politische Streitfragen unserer Gegenwart

Online-Ringvorlesung der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung – ÖGPB


Viele Menschen halten sich für unpolitisch. Die meisten Fragen des Alltags sind jedoch politischer Natur: Themen, die einen zentralen Platz in den öffentlichen Diskussionen und im Gespräch am Arbeitsplatz, im Bekanntenkreis und am Stammtisch einnehmen. Diese Themen besitzen zudem die Kraft, die Gesellschaft aufzuspalten. Solche Streitfragen werden zunehmend „technisch“ diskutiert. Überspitzt formuliert: Wer nicht mit Zahlen und Expertenwissen nachweisen kann, dass das Brot in der Einkaufstasche monatlich teurer wird, darf sich nicht über den Preis beschweren. Das relevante Wissen ist aber zumeist schwer zugänglich und in der Fachsprache gehalten.

Die ÖGPB veranstaltet eine Reihe von Online-Vorlesungen zu den wichtigsten politischen Themen unserer Gegenwart. Drei Wissenschafter*innen bieten einen umfassenden Überblick über jeweils eine politische Streitfrage. Die Dienstagsvorlesungen sind für alle interessierten Erwachsenen zugänglich – auch ohne Vorkenntnisse.

Nach dem Start im letzten Jahr mit den Themen Verschwörungstheorien, Klimakrise und Geschlechtliche Arbeitsteilung setzen wir die Reihe der Online-Dienstagsvorlesungen heuer mit folgenden Themen und Vortragenden fort:

Dienstagsvorlesungen 2025

6. und 13. Mai 2025

Laura Hille 
Unsterbliche Körper, neue Städte und grüne Daten
Welche Zukünfte verspricht uns das Silicon Valley?

Vom Traum der Unsterblichkeit über Stadtutopien bis hin zu vermeintlich nachhaltigen Technologien – diese Vorlesungen beleuchten die Zukunftsvisionen des Silicon Valleys und ihrer gesellschaftlichen Implikationen. Wir werden uns kritisch mit den Utopien und Dystopien des Silicon Valleys auseinandersetzen, die unsere digitale Zukunft und Gegenwart prägen.

Wir betrachten zunächst die transhumanistischen Versprechen neuester Technologien wie Neuralink und hinterfragen die Idee der Unsterblichkeit im Digitalen. Der zweite Teil widmet sich radikalen Stadtkonzepten wie California Forever, Próspera oder Seasteading – privatisierte Mikro-Nationen und Sonderwirtschaftszonen, die Freiheit versprechen. Abschließend analysieren wir den vermeintlich „grünen“ Wandel der Tech-Giganten, von Amazons Klimaversprechen bis zur wachsenden Umweltbelastung durch Datenzentren und den Energiehunger der KI-Systeme. Was steckt wirklich hinter dem grünen Image und dem gegenwärtigen KI-Hype?

Laura Hille, M.A. ist Soziologin und Medienwissenschaftlerin am Center for Digital Cultures (CDC) der Leuphana Universität Lüneburg, Deutschland. Sie schreibt und spricht über alles Digitale. In ihrer Dissertation untersuchte sie die veränderte Beziehung zwischen Mensch und Maschine durch Biohacking. In der Lehre konzentriert sie sich auf die dunklen Seiten unseres digitalen Alltags und die Machtverhältnisse, die ihn prägen. In den letzten Jahren ist sie den dystopischen und utopischen Zukünften gefolgt, die im Silicon Valley entworfen werden.


20. und 27. Mai 2025

Herbert Langthaler
Flüchtlinge: Verfolgung, Schutz, Integration
Können wir wirklich (nicht) alle aufnehmen?

Ich möchte mich dem Thema über eine Reihe von Fragen nähern.

Was ist überhaupt ein Flüchtling? Was bedeutet Asyl? Welche Begriffe werden verwendet und warum?

Wo ist das Recht auf Asyl verankert? Wie kam es dazu, dass Österreich einen internationalen Vertrag unterschrieben hat, der es verpflichtet, Flüchtlinge aufzunehmen?

Wie viele und wohin kommen Geflüchtete? Müssen wir das Asylrecht einschränken um den rechten Parteien das Wasser abzugraben? Ist die Genfer Flüchtlingskonvention (GFK) überholt?

Was müssen wir als Gesellschaft aushalten? Was lernen wir aus dem Fall Ukraine?

Helfen aber wie? Politisches Engagement in NGOs oder doch eher in einer Partei?

Ambivalenzen, Paradoxien und Ambiguitäten: Das Paradox, wir brauchen Menschen (Vertrag mit Philippinen), aber bilden jene nicht aus, die wir haben.

Dr. Herbert Langthaler ist Sozialanthropologe und Journalist. Er war Gründungsmitglied und langjähriger Mitarbeiter der asylkoordination österreich, Lektor an der Universität Wien, Klagenfurt und Ramkhamhaeng. Forschungen zu politischer Repräsentanz und Partizipation. Redakteur bei Radio Wien, Südwind Magazin, Werk & Kultur, Triebwerk, Chef vom Dienst von planet, Chefredakteur der asyl aktuell. Zahlreiche Publikationen u. a. Integration in Österreich (Hg.) und 20 Jahre Grundversorgung. Grund zur Sorge?


3. und 10. Juni 2025

Beate Hausbichler
Feminismus der Gegenwart 
Geht es in feministischen Debatten nur mehr um maximale Aufregung und knackige Social-Media-Botschaften?

Seit gut 15 Jahren erlebt der Feminismus einen regelrechten Hype. Zeitgleich mit dem Aufstieg von sozialen Medien konnte sich der Feminismus über weite Strecken seines schlechten Images entledigen, nicht zuletzt, weil immer mehr Prominente ihr persönliches Profil zunehmend mit politischen Botschaften entlang von Feminismus und Diversität ausschmückten. So wurde Feminismus auch zu einem gut vermarktbaren Label.

Ein zusätzlicher feministischer Schwung kam durch die erstmal weltweit erreichte mediale Aufmerksamkeit für sexualisierte Übergriffe durch #MeToo. In den Vorlesungen werden wir einerseits den jüngeren Entwicklungen rund um diese politische Bewegung nachgehen, andererseits fragen, welche geschlechterpolitischen Debatten zuletzt besonders wichtig wurden (Stichwort: Identitätspolitik) und klären, worum es in diesen Debatten überhaupt genau geht.

Mag.a Beate Hausbichler, geboren 1978 in Reith im Alpbachtal (Tirol), lebt in Wien. Sie hat Philosophie an der Universität Wien studiert und ist seit 2008 Redakteurin bei der österreichischen Tageszeitung DER STANDARD, seit 2014 leitet sie deren frauenpolitisches Ressort dieStandard. 2021 erschien ihr Buch Der verkaufte Feminismus. Wie aus einer politischen Bewegung ein Label wurde und 2023 Geradegerückt. Vorverurteilt, skandalisiert, verleumdet: Wie die Biografien prominenter Frauen verzerrt werden (gemeinsam mit Noura Maan).


jeweils 18:00 bis 19:30 Uhr, pünktlich

Keine Teilnahmegebühr!

Anmeldung (erforderlich) unter:
Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung
gesellschaft@politischebildung.at

Die Dienstagsvorlesungen finden in Zoom statt. Die Zugangsdaten werden nach der Anmeldung zugeschickt.

Beim Absolvieren der gesamten Ringvorlesung (6 Vorlesungen) ist das Bildungsangebot mit 0,5 ECTS bei der wba akkreditiert.

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